Montag, 6. Oktober 2014

Wie erkenne ich weißen Phosphor und wie muss ich mit diesem brisanten Element umgehen, wenn ich es zufällig am Strand oder am See entdecke?


Ob als Bernsteinsammler, als Kind beim Sammeln von Steinen oder als Strandbesucher zur Badezeit sollte stets Folgendes bedacht werden:

Weißer Phosphor sieht Bernstein sehr ähnlich! Bevor also ein Stein mit bernsteinähnlichem Aussehen aufgesammelt wird, sollten folgende Punkte unbedingt überprüft werden:
   
- Riecht der "Stein" nach Knoblauch? 
  (Weißer Phosphor weist einen knoblauchähnlichen Geruch auf.)

- Entzündet sich der "Stein", nachdem der Wasserfilm   
  getrocknet ist?

Bitte beachten Sie:


- Bernsteinähnliche Steine sollten während des Sammelns   
  grundsätzlich nicht in Körpernähe aufbewahrt werden!

- Wer das Risiko einer Verletzung mit weißem Phosphor 
   minimieren möchte, kann zum Sammeln auch eine 
   Metallpinzette und eine Metalldose verwenden.

- Wird vermeintlicher Bernstein vom Strand mit nach Hause genommen, sollte 
   man sich sicher sein, dass es sich dabei nicht um weißen Phosphor  
   handelt!

Obwohl weißer Phosphor sehr leicht mit Bernstein verwechselt werden kann, ist es natürlich nicht möglich und auch nicht sinnvoll, das Sammeln von Steinen zu verbieten oder gänzlich davon abzuraten. Es sollte jedoch stets im Hinterkopf behalten werden, dass bernsteinähnliche Steine, die sich als weißer Phosphor entpuppen, äußerst gefährlich in der Handhabung sind. 

Sollte es sich bei dem aufgesammelten Stein um weißen Phosphor handeln, muss die kontaminierte Kleidung sofort vom Körper entfernt werden und die betroffene Stelle der Haut muss sofort mit Wasser befeuchtet werden! Die benetzte Haut muss sofort anhaltend mit Wasser gespült werden! Es muss ein Arzt über den Notruf 112 zum Unfallort gerufen werden!

Im Brandfall muss umgehend ein Notruf (Tel.: 112) abgesetzt werden! Phosphorbrände sind ausschließlich mit Sand zu löschen. Niemals Wasser verwenden!  Kleidungsstücke sind vorsichtig zu entfernen!

Nach Verschlucken von weißem Phosphor ist der Mund auszuspülen, die Flüssigkeit wieder auszuspucken und sofort bei erhaltenem Bewusstsein reichlich Flüssigkeit (Wasser) zu trinken! Es muss schnellstmöglich ein Arzt gerufen und eine verdünnte Lösung von Kupfer(II)-sulfat in Wasser als Brech- und Neutralisationsmittel verabreicht werden.





Weißer Phosphor in der Natur und in der Apotheke. Was ist weißer Phosphor?


Wenn von Phosphor die Rede ist, dann handelt es sich dabei nicht
um Phosphate, die zum Beispiel in den Knochen und Zähnen des menschlichen Körpers vorhanden sind, sondern um das Element Phosphor, welches in mehreren Erscheinungsformen existiert, die jedoch nicht natürlich in der Natur vorkommen. Darunter auch die farblose oder weiße Modifikation, welche sehr giftig, entzündbar, ätzend und umweltgefährlich ist. 

Weißer Phosphor  

... ist eine kristalline Substanz und besteht aus Tetraedern, welche jeweils aus vier Phosphoratomen aufgebaut sind. Das Molekül weist eine enorme Spannung auf, weshalb weißer Phosphor sehr reaktiv ist. Er entzündet sich bereits bei Raumtemperatur ohne äußeren Einfluss und reagiert mit dem Sauerstoff aus der Luft unter Freisetzung von Energie und mit einer Flammentemperatur von 
1300 °C!

... ist fettlöslich und wird daher sehr gut über die Haut resorbiert. Durch die Körperwärme entzündet sich der Phosphor und verursacht schwerste Verbrennungen. 

... ist sehr giftig: 50 mg = 0,05 g beträgt die tödliche Dosis (abhängig vom Körpergewicht).

... leuchtet im Dunkeln: Bei der schrittweisen Oxidation des weißen Phosphors an der Luft entsteht eine reaktive Spezies, welche die sogenannte Chemolumineszenz zeigt.

... reagiert an der Luft auch zu Phosphanen, welche den für weißen Phosphor charakteristischen knoblauchähnlichen Geruch aufweisen.

Im Labor 

... wird weißer Phosphor in einem Vorratsgefäß unter Wasser aufbewahrt. Es gibt Arbeitsgruppen in Universitäten, die weißen Phosphor in der Forschung einsetzen. Im Labor darf zum Beispiel nur mit maximal 100 g sehr giftigen Substanzen in Laboratorien gearbeitet werden [Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 526]. Für Vorlesungszwecke darf weißer Phosphor noch in Universitäten eingesetzt werden.

Eigenschaften und Verwendung

Weißer Phosphor oxidiert zu Phosphor(V)-oxid, welches hygroskopisch ist und mit Wasser aus der Luft Nebel bildet. Daher wurde weißer Phosphor im 2. Weltkrieg in Nebelgranaten und Phosphorbrandbomben eingesetzt. Viele dieser Brandbomben sind jedoch nicht nur durch Fehlschüsse im Meer gelandet: Es wurden leider auch bewusst Munitionsaltlasten im Meer versenkt, ohne zu beachten, dass die Bomben im Salzwasser sukzessive korrodieren und mit der Zeit den Phosphor freisetzen.

Eine weitere Verwendung von Phosphor besteht in Form von Phosphiden als Maulwurfgift, obwohl das Töten von Maulwürfen heutzutage verboten ist. Die entstehenden Phosphane sind sehr giftig und verteilen sich im unterirdischen Gangsystem des Maulwurfs. 
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das Bundesnaturschutzgesetz nur erlaubt, den Maulwurf oder andere Tierarten mit geeigneten Mitteln zu vertreiben, zum Beispiel mit Ol. lavandulae (Lavendelöl), ohne ihn zu töten oder seinen Lebensraum zu zerstören.

Weißer Phosphor wurde früher in Form der Phosphorlatwerge auch als Rattengift eingesetzt. Zudem wurden die unter Apotheker_Innen bekannten "Phosphoreier nach Hager" gegen Krähen in den Verkehr gebracht.

Schlussendlich hat man weißen Phosphor in Form der Phosphorus solutus (1:200) auch als Mittel gegen Rachitis eingesetzt. Dabei wurden Patienten orale Tagesdosen von maximal 0,6 g Phosphorlösung verabreicht. Deshalb mussten Apotheken zur damaligen Zeit weißen Phosphor in ihren Räumlichkeiten lagern. Dieses Vorgehen war auch noch zu Zeiten des Deutschen Arzneibuchs (DAB) 6 zulässig. Sogar heute kann es noch passieren, dass weißer Phosphor in Kellerräumen von Apotheken aufzufinden ist.

Weißer Phosphor wird heutzutage immer noch von der Deutschen Homöopathie-Union Karlsruhe (DHU) in Form eines homöopathischen Arzneimittels verkauft - dies allerdings in starker Verdünnung. Die Globuli sind aus Saccharose. Bei der Herstellung werden 10 g Globuli mit 0,1g der entsprechenden Dilution beträufelt. Eine Dilution D3 enthält mindestens 0,09 und höchstens 0,11% Phosphor. Die genauen Vorschriften für die Herstellung befinden sich im Homöopathischen Arzneibuch. Die so entstandene Arznei soll gegen Angstzustände wirken.